Demenz

Prävention bei Demenz

Prävention ist auch bei Demenz bedeutsam. Bestimmte Therapien und Behandlungen können sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken und das Leben mit Demenz teilweise verbessern. Hohe Relevanz hat zudem der passende Umgang mit der Demenz im Alltag. Dieser kann dazu beitragen, Alltagsfähigkeiten und damit auch die Selbstständigkeit zu fördern. Außerdem gilt es, weiteren gesundheitlichen Problemen, die infolge oder neben der Demenz auftreten können, vorzubeugen oder diese zu behandeln.

Welchen Einfluss hat der Umgang mit der Demenz auf den Krankheitsverlauf?

Der passende Umgang mit Demenz kann den Krankheitsverlauf teilweise positiv beeinflussen: Er kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern und Symptome zu lindern. Zudem hat er zum Teil Einfluss darauf, wie sich die Demenz auf Alltagsfähigkeiten, Wohlbefinden und Verhalten auswirkt.

Was ist beim Umgang mit Demenz wichtig?

Für einen möglichst gelingenden Umgang mit Demenz sind Wissen über das Krankheitsbild, Symptome und mögliche gesundheitliche Probleme infolge der Demenz von hoher Bedeutung. Dies ist auch wichtig, um die Demenz zu verstehen und krankheitsbedingte Veränderungen zu akzeptieren.

Gewohnte Aktivitäten im Alltag tragen dazu bei, die Selbstständigkeit sowie körperliche und geistige Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Menschen mit Demenz benötigen dafür genaue Anleitung, am besten ganz langsam und in einzelnen Schritten. Plötzliche oder unverständliche Handriffe werden von Menschen mit Demenz eventuell als bedrohlich wahrgenommen. Wichtig ist auch, zu motivieren, Akzeptanz zu zeigen und nicht überfordern. Das stärkt auch das Selbstwertgefühl. Zudem können gemeinsame Aktivitäten zu einer positiven Beziehung beitragen.

Akzeptanz, Geduld und Zugewandtheit sind auch bedeutsam, damit Symptome wie Unruhe, Angst und Aggression sich weniger ausprägen. Damit werden Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen helfen zudem, die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zu verstehen. Denn Worte verlieren immer mehr an Bedeutung. Daher gilt es, neue Wege der Verständigung zu finden, am besten mit einfachen, kurzen Sätzen. Je weiter die Demenz fortgeschritten ist, gelingt die Kommunikation eher über die Körpersprache. Das erfordert Umdenken, Einfühlungsvermögen und Geduld.

Routinen und die übliche Ordnung in der Wohnung tragen zu Selbstständigkeit und Orientierung bei. Außerdem können sie Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Dennoch können einige räumliche und technische Anpassungen notwendig sein, um eine sichere Umgebung zu schaffen und beispielsweise Verletzungen oder Verirren vorzubeugen. Dazu kann zum Beispiel gehören, die Türen zu beschriften, für Beleuchtung in der Nacht zu sorgen oder gefährliche Gegenstände zu verschließen, wenn diese nicht mehr zweckmäßig verwendet werden.

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Je stärker die Demenz fortgeschritten ist, umso mehr treten Maßnahmen in den Vordergrund, die das Wohlbefinden der demenzkranken Person fördern. Auch die Unterstützung in allen gesundheitsrelevanten Bereichen wird immer wichtiger. Das betrifft zum Beispiel die Ernährung, die Bewegung oder die Medikation.

Den Alltag zu gestalten, kann dann zunehmend herausfordern. Daher sollten pflegende Angehörige frühzeitig für Entlastung sorgen und Menschen im Umfeld einbeziehen. Diese können bei der Pflege unterstützen. Wenn sie über die Demenz sowie eventuell unterwartetes Verhalten informiert sind, kann das außerdem Verständnis schaffen und Berührungsängste abbauen.

Welche Therapien und Behandlungen gibt es?

Die meisten Formen von Demenz sind nicht heilbar. Verlauf und Symptome können aber teilweise durch eine individuelle Behandlung gemildert werden. Dafür stehen Medikamente und eine Reihe weiterer Therapien zur Verfügung.

Welche Behandlung geeignet ist, hängt von den Bedürfnissen, der Krankheitsphase, den Symptomen und dem Umfeld ab. Daher ist die Abstimmung zwischen Ärztinnen, Ärzten, der Person mit Demenz, den Angehörigen und gegebenenfalls den professionell Pflegenden wichtig.

Nicht-medikamentöse Therapien

Individuelle Therapien ohne Medikamente sollen helfen, den Alltag mit Demenz möglichst gut zu bewältigen. Zudem sollen Wohlbefinden und Selbstwertgefühl gefördert werden. Ziel ist es vor allem, so lange wie möglich ein positives Alltagserleben zu erhalten.

Psychologische oder psychotherapeutische Hilfe kann bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung sowie beim Umgang mit Angst, Wut oder Depressionen unterstützen. Die Therapie kann einzeln oder in einer Gruppe stattfinden.

Kognitives Einzel- oder Gruppentraining kann im frühen bis mittleren Stadium Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Denkvermögen schulen. Eingesetzt werden zum Beispiel einfache Wort- und Farbenspiele.

Mit der Ergotherapie werden alltagspraktische Fähigkeiten gefördert. Sie sollen so möglichst lange erhalten oder sogar wiederhergestellt werden.

Bewegungstherapie und körperliche Aktivierung können dazu beitragen, Beweglichkeit und Gleichgewicht zu erhalten und zu verbessern. Gleiches gilt für alltagspraktische Fähigkeiten. Sie haben auch einen positiven Einfluss auf Verhalten und Körpergefühl.

Die Erinnerungstherapie verstärkt positive Gefühle, Identität sowie Geschichten und Bilder aus dem Leben. Dabei kommen alte Fotos und vertraute Musik zum Einsatz.

Kreative Methoden wie Malen, Singen oder Tanzen bringen Freude und fördern geistige, motorische, soziale und emotionale Fähigkeiten.

Snoezelen und Aromatherapie sprechen die Sinne an. Dazu werden gezielt Licht, Klang, Berührung, Geschmack und Duft eingesetzt. Sie können in jedem Stadium der Demenz Wahrnehmung und Wohlgefühl fördern.

Validation ist eine Kommunikationsform. Sie ist erfahrungsgemäß hilfreich, um Zugang zu Wahrnehmung und Gefühlen von Menschen mit Demenz zu finden. So können sie Zuwendung und Wertschätzung erfahren.

Medikamentöse Behandlungen

Medikamentöse Behandlungen von Demenz haben das Ziel, den Abbau geistiger Fähigkeiten hinauszuzögern sowie Symptome und begleitende Beschwerden zu lindern. Welche Medikamente eingesetzt werden, ist individuell und unter anderem von der Form der Demenz, den Symptomen und dem Gesundheitszustand abhängig. Auch ob und wie ein Medikament wirkt, ist individuell unterschiedlich.

Zum Einsatz kommen zum Beispiel sogenannte Anti-Dementiva, die die Gehirnleistung bei einigen Demenzformen – für eine gewisse Zeit und teilweise – verbessern. Sie helfen damit, Alltagsfähigkeiten zu erhalten und Veränderungen im Verhalten wie Angst, Unruhe oder Aggression abzumildern.

Neuroleptika oder Anti-Psychotika werden zum Teil gegen Begleitsymptome eingesetzt. Dazu gehören übermäßiges Misstrauen, Wutausbrüche, Sinnestäuschungen und massive Unruhe. Aufgrund von Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und motorischen Störungen wie Unruhe sind diese Medikamente umstritten. Zudem kann durch die Einnahme ein erhöhtes Schlaganfallrisiko und Sterblichkeitsrisiko bestehen.

Darüber hinaus werden bei einer vaskulären Demenz Medikamente eingesetzt, die weitere gefäßbedingte Schädigungen des Gehirns verhindern sollen. Dazu zählen zum Beispiel Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes.

Mit Anti-Depressiva können begleitende Depressionen behandelt werden. Diese können einem Antriebsmangel entgegenwirken.

Durch Medikamente zur Behandlung von Demenz können starke unerwünschte Wirkungen und Unverträglichkeiten auftreten. Daher müssen Nutzen und Risiken sowie Dosierungen auf der Basis fachärztlicher Beratung grundsätzlich sehr gut abgewogen sein. Zudem sollten Angehörige gut über die Medikation informiert sein. Sie sollten auf die richtige Einnahme der Medikamente achten, die Wirkung beobachten und die Informationen an die Fachleute weitergeben.

Weitere Informationen zu Behandlungen und Therapieformen bieten die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) und die Stiftung Gesundheitswissen (SGW).

Material zum Thema

Der ZQP-Kurzratgeber Sicherheit bei der Medikation bietet Wissen und Tipps, wie pflegende Angehörige zu einer sicheren Medikation beitragen können.

Titelseite der Broschüre „Sicherheit bei der Medikation“

Einblick

Sicherheit bei der Medikation

Tipps für pflegende Angehörige

Demenzverlauf mildern

Der passende Umgang mit Demenz kann den Verlauf der Erkrankung teilweise positiv beeinflussen. Das bedeutet, dass die Erkrankung nicht so rasch fortschreitet und Symptome sich weniger stark ausprägen. Zudem kann weiteren gesundheitlichen Problemen vorgebeugt werden. Dazu gilt es vor allem, die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden zu fördern sowie regelmäßig professionellen Rat einzuholen.

Die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person stehen im Mittelpunkt. Wichtig ist, Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln. Dazu sind Akzeptanz und Geduld sowie ein respektvoller und zugewandter Umgang zentral. Korrigieren, Überreden, Drängen oder gar Bevormunden sind nicht hilfreich und können sich negativ auswirken.

Regelmäßige Aktivität im Alltag trägt dazu bei, die Selbstständigkeit zu erhalten. Denn dadurch werden Beweglichkeit und kognitive Fähigkeiten gefördert. Eine gewohnte, strukturierte und gemeinsame Alltagsgestaltung vermittelt Sicherheit und Geborgenheit. Dabei gilt es, zu motivieren und gezielt zu unterstützen, aber nicht zu überfordern.

  • Behalten Sie im Alltag möglichst viele Gewohnheiten bei.
  • Erstellen Sie gemeinsam Wochenpläne mit Aufgaben und Terminen.
  • Verwenden Sie Wandtafeln oder Kalender, um Termine, Adressen und wichtige Informationen zu notieren.
  • Überlassen Sie der erkrankten Person im Alltag einfache und gewohnte Aufgaben, etwa beim Kochen oder der Hausarbeit.
  • Erinnern Sie an Alltagstätigkeiten, zum Beispiel die Körperpflege oder das Ankleiden. Unterstützen Sie, aber nehmen Sie Tätigkeiten nur ab, wenn Hilfe nötig ist.
  • Fördern Sie selbstständige Beschäftigung, etwa Rätsel lösen oder leichte Näharbeiten. Bieten Sie kreative Tätigkeiten an, zum Beispiel zeichnen oder ein Fotoalbum gestalten. Bewerten Sie das Ergebnis nicht.
  • Unternehmen Sie etwas gemeinsam. Spielen Sie zum Beispiel ein Gesellschaftsspiel oder machen Sie einen Ausflug in einen Park.
  • Fördern Sie soziale Kontakte. Sorgen Sie für telefonische Erreichbarkeit der pflegebedürftigen Person. Unterstützen Sie dabei, Besuche zu empfangen.
  • Ermuntern Sie dazu, sich an Gesprächen zu beteiligen.
  • Passen Sie Ihre Sprache an: Sprechen Sie in einfachen und kurzen Sätzen. Achten Sie auch auf Gestik und Mimik. Bei fortgeschrittener Demenz steht die Körpersprache zur Kommunikation im Mittelpunkt.
  • Beobachten Sie die pflegebedürftige Person: Verhalten, Körpersprache und Tonfall können auf Gefühle und Bedürfnisse hinweisen. Gibt es Anzeichen, dass sie etwas Bestimmtes tun möchte, zum Beispiel Spazierengehen? Muss sie zur Toilette? Oder könnte sie Beschwerden haben, etwa Schmerzen?
  • Ermöglichen Sie es, gewohnte Termine beizubehalten, etwa den Friseurbesuch, den Gymnastikkurs oder den Bingo-Nachmittag.
  • Unterstützen Sie gezielte Aktivitäten zur Bewegungsförderung, zum Beispiel indem Sie das Treppensteigen trainieren oder spezifische Übungen machen. Nutzen Sie auch organisierte, angeleitete Übungsangebote für Menschen mit Demenz, zum Beispiel Sporttraining für Kraft und Koordination. Weitere Anregungen, wie Sie Menschen mit Demenz beim Bewegen unterstützen können, finden Sie in den Tipps gegen Bewegungsmangel.
  • Fördern Sie einen erholsamen Schlaf. Anregungen erhalten Sie in den Tipps gegen Schlafprobleme.

Eine vertraute und übersichtlich gestaltete Umgebung hilft Menschen mit Demenz, sich zu orientieren und so möglichst selbstständig zu bleiben. Dazu tragen auch Maßnahmen bei, die für Sicherheit sorgen, um zum Beispiel Verirren oder Verletzungen zu vorzubeugen.

  • Belassen Sie in der Wohnung möglichst viel so, wie es gewohnt ist.
  • Platzieren Sie wichtige Gegenstände wie Brille, Telefon oder Geldbeutel an gewohnten Stellen.
  • Kennzeichnen Sie einige Stellen in der Wohnung, zum Beispiel die Toilette, das Schlafzimmer, den Kühlschrank. Bringen Sie dazu Fotos, einfache Schriftzüge oder selbst gemalte Bilder an.
  • Sorgen Sie dafür, dass Gehhilfen griffbereit und funktionstüchtig sind.
  • Beugen Sie Stürzen so gut wie möglich vor: Beseitigen Sie zum Beispiel Stolperfallen wie Teppiche, Fußmatten oder Kabel. Weitere Anregungen finden Sie bei den Tipps gegen Stürze.
  • Heben Sie Türrahmen, Türen, Geländer oder elektrische Schalter möglichst farblich hervor.
  • Nutzen Sie nach Möglichkeit helle Bodenbeläge.
  • Achten Sie auf eine gute Beleuchtung in der Wohnung. Leuchten Sie auch die Ecken gut aus, um Schatten zu vermeiden.
  • Nutzen Sie nachts Lichterketten, Nachtlichter für die Steckdosen oder Bewegungsmelder mit Zeitschaltuhr.
  • Hängen Sie eventuell Spiegel mit Tüchern ab. Diese lösen bei Menschen mit Demenz mitunter Angst aus.
  • Entfernen Sie Gefahrenquellen wie giftige Pflanzen, Feuerzeuge, Putzmittel, Medikamente, scharfe Messer oder Föhn. Bewahren Sie gefährliche Gegenstände sicher auf, etwa in einem abschließbaren Schrank. Sie können Schranktüren und Schubladen auch mit einer Sicherung versehen. Verstellen oder verdecken Sie gefährliche Bereiche, zum Beispiel den Sicherungskasten.
  • Ziehen Sie abschließbare Fenster in Erwägung.
  • Nutzen Sie Sicherheitstechnik, zum Beispiel Alarmsysteme wie Wasser-, Brand- und Rauchmelder, Wasserregulatoren oder eine Herdsicherung. Lassen Sie sich dazu vorab beraten.
  • Holen Sie fachlichen Rat zur Umgestaltung der Wohnung ein.

Auch wenn Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt sind, kann das Gehirn teilweise trainiert und in vielfältiger Weise positiv aktiviert werden. Dabei ist immer darauf zu achten, Frust zu vermeiden und nicht zu überfordern. Solche Angebote sollten Freude bereiten und zum Mitmachen motivieren.

  • Unterstützen Sie im frühen bis mittleren Stadium der Demenz die Teilnahme an kognitivem Einzel- oder Gruppentraining, um Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Denkvermögen zu fördern. Lassen Sie sich zu Angeboten fachlich beraten.
  • Sorgen Sie für Bewegung. Probieren Sie, ob es möglich ist, Bewegung mit kognitiven Übungen zu kombinieren, zum Beispiel Sitzgymnastik und dabei singen. Mehr zu diesem sogenannten Dual-Task-Training finden Sie bei den Tipps zur Prävention von geistigem Abbau und Demenz.
  • Schreiben Sie gemeinsam Einkaufslisten.
  • Kochen Sie gemeinsam.
  • Regen Sie zu Aufgaben an, die Sortieren und Organisieren erfordern. Bitten Sie zum Beispiel darum, die Einkäufe wegzuräumen.
  • Spielen Sie gemeinsam, zum Beispiel Wortspiele, Karten, Memory oder Mensch-ärgere-Dich-nicht.
  • Malen, singen oder tanzen Sie gemeinsam.
  • Sprechen Sie über gemeinsame Erlebnisse, etwa mit der Familie oder Freunden. Stellen Sie Fragen zum früheren Arbeitsleben oder dem Hobby. Bitten Sie, über besondere Ereignisse wie die Geburt der Kinder oder Enkel zu berichten.
  • Wecken Sie Erinnerungen, um positive Gefühle auszulösen. Nutzen Sie dazu zum Beispiel alte Fotos, vertraute Musik oder Gerüche.

Im Verlauf einer Demenz kann es zu Symptomen kommen, die auch für das Umfeld schwierig sein können. Dazu gehören zum Beispiel starke Unruhe, fortwährendes Rufen oder Aggressivität. Der Umgang hiermit hat teilweise Einfluss darauf, ob sich Symptome eher verstärken oder etwas verringern.

  • Informieren Sie sich über die vorliegende Form der Demenz, Symptome und Möglichkeiten, damit hilfreich umzugehen. Dies wird unter anderem in Pflegekursen vermittelt.
  • Versuchen Sie, die pflegebedürftige Person mit der Demenz so anzunehmen, wie sie ist. Korrigieren und verbessern Sie nicht. Akzeptieren Sie Bedürfnisse und veränderte Wahrnehmungen.
  • Beobachten Sie Verhalten, Körpersprache und Tonfall. Möglicherweise zeigen sich Muster in ähnlichen Situationen. Dies zu erkennen, kann helfen, Gefühle und Bedürfnisse besser zu verstehen und darauf zu reagieren. Beispielweise kann Unruhe oder Aggressivität durch Harndrang, Angst oder Schmerzen verursacht werden.
  • Meiden Sie möglichst Situationen, die die Person stark verunsichern oder ängstigen. Beispielsweise kann es ein, dass eine Rolltreppe sehr irritiert. Nutzen Sie dann lieber den Aufzug.
  • Holen Sie fachärztlichen Rat ein, wenn belastende Verhaltensweisen wie Unruhe, Ängstlichkeit, Abwehr oder Aggressivität auftreten.
  • Nehmen Sie negatives, zum Beispiel abwehrendes Verhalten, nicht persönlich.
  • Gestehen Sie sich zu, manchmal vielleicht ungeduldig zu reagieren oder nicht weiter zu wissen. Lernen Sie mit eigenen Aggressionen umzugehen. Tipps und weitere Informationen zur Vorbeugung und zum Umgang mit Konflikten in der Pflege finden Sie auch bei den Tipps zur Gewaltprävention in der Pflege. Dort wird auch ein aktuell erreichbares Hilfetelefon für akute Krisensituationen in der Pflege angezeigt.
  • Setzen Sie optische Hilfsmittel ein, um Verirren zu vermeiden. Sie können zum Beispiel den Ausgang mit einem Vorhang verbergen. Oder Sie bringen einen Bewegungsmelder mit einem Licht- oder Tonsignal an der Wohnungstür an.
  • Wirken Sie Berührungsängsten im Umfeld entgegen, indem Sie über eventuell unerwartetes Verhalten aufklären. Dazu können Sie zum Beispiel in der Öffentlichkeit „Verständnis-Kärtchen“ nutzen. Solche Kärtchen erhalten Sie kostenfrei bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
  • Beobachten und respektieren Sie Ihre Belastungsgrenzen. Sorgen Sie für Erholung und Entlastung. Schaffen Sie sich zum Beispiel Rückzugsorte in der Wohnung. Fordern Sie möglichst konkret Hilfe in Ihrem Umfeld ein, bevor alles zu anstrengend wird und problematische Konflikte auftreten. Nutzen Sie Entlastungsangebote aus der Pflegeversicherung. Weitere Hinweise finden Sie bei den Tipps zur Entlastung von der Pflege.
  • Tauschen Sie sich mit anderen aus, etwa in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz. Adressen erhalten Sie zum Beispiel bei den regionalen Alzheimer Gesellschaften.

Gute fachliche Beratung und Unterstützung bieten die Chance, Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Demenz hinauszuzögern. Sie können zudem helfen, mit der Demenz im Alltag möglichst gut umzugehen.

  • Holen Sie fachlichen Rat ein, wie Sie geistige Fähigkeiten fördern können und welche Bewegungsübungen geeignet sind. Lassen Sie sich zeigen, wie Übungen durchgeführt und in den Alltag eingebaut werden können. Wenden Sie sich zum Beispiel an die Ärztin, den Arzt, eine Pflegefachperson, die Ergotherapie oder Physiotherapie.
  • Informieren Sie sich bei den Fachleuten auch über geeignete Gruppenangebote zur Förderung von Kognition und Alltagsfähigkeiten.
  • Fragen Sie die Ärztin oder den Arzt, welche Therapien ärztlich verordnet werden können, zum Beispiel Ergotherapie oder Physiotherapie.
  • Wenden Sie sich an die Ärztin oder den Arzt, wenn Sie bemerken, dass sich die geistigen Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person stark verschlechtern. Das gilt auch, wenn Unruhe, Ängstlichkeit oder Aggressionen auftreten.
  • Lassen Sie auch ärztlich abklären, wenn die pflegebedürftige Person ungewollt Gewicht verliert oder wesensverändert ist.
  • Besuchen Sie mit der pflegebedürftigen Person eine Gedächtnissprechstunde, um sich zu Therapien beraten zu lassen. Adressen finden Sie bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und der Alzheimer Forschung Initiative.
  • Achten Sie allgemein auf regelmäßige ärztliche Untersuchung. Einige chronische Erkrankungen, können unbehandelt zu kognitiven Beeinträchtigungen führen. Das sind beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Rhythmus-Störungen.
  • Nehmen Sie professionelle Beratung zur Pflege in Anspruch, etwa zur Organisation der Pflege und zu Entlastungsangeboten. Bei Fragen und Sorgen können Sie sich auch an das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wenden.

Weitere Informationen und Tipps für Angehörige

Material zum Thema

In der Filmreihe von ZQP und Stiftung Gesundheitswissen (SGW) sprechen Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen sowie Expertinnen und Experten über die Erkrankung und den Umgang damit.

Der ZQP-Ratgeber Demenz bietet Partnerinnen und Partnern von Menschen mit Demenz Wissen und praktische Anregungen, um den gemeinsamen Alltag möglichst gut zu gestalten.

Titelseite der Broschüre „Demenz – Anregungen für Partnerinnen und Partner“

Ratgeber

Demenz – Anregungen für Partnerinnen und Partner

Hinweise für die professionelle Pflege

Fachwissen für die Pflege von Menschen mit Demenz

Der Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) enthält unter anderem Hinweise und Empfehlungen zur Erhaltung und Förderung von Beziehungen mit Menschen mit Demenz. Aktuelles Fachwissen zu Demenz erhalten professionell Pflegende zum Beispiel in Fortbildungen, etwa vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).

Weitere Informationen für die Pflegepraxis

Zuletzt aktualisiert: 30.08.2021 Nächste Aktualisierung: 30.08.2026