Sicherheit bei der Medikation

Viele ältere pflegebedürftige Menschen wenden regelmäßig Medikamente an wie Tabletten, Tropfen, Salben, Spritzen und Inhalationen. Bei falscher Anwendung wirken Medikamente nicht richtig und können schaden. Die gesundheitlichen Folgen können schwerwiegend sein. Die Prävention von Medikationsfehlern ist daher hochrelevant für die Sicherheit der Medikation – in der häuslichen sowie in der professionellen Pflege.

Was sind Medikationsfehler?

Ein Medikationsfehler liegt vor, wenn Handlungen oder Ereignisse im Medikationsprozess zu einem vermeidbaren Schaden für die Patientin oder den Patienten führen oder führen könnten.

Medikationsfehler sind im gesamten Medikationsprozess möglich: Medikamente können falsch verordnet, abgegeben, gelagert, gerichtet, dosiert, verabreicht oder angewendet werden. Fehler können außerdem bei der Information, Dokumentation, Überwachung und Bewertung der Medikation auftreten.

Medikationsfehler können von allen Beteiligten verursacht werden. Dazu gehören Ärztinnen, Ärzte, Apothekerinnen, Apotheker, professionell Pflegende, Angehörige sowie die pflegebedürftigen Menschen selbst.

 

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Wie häufig sind Medikationsfehler?

Medikationsfehler werden in Deutschland bislang nicht zentral erfasst und ausgewertet. Aber es gibt einige Datenquellen und Hinweise zur Einschätzung. So verzeichnet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) jährlich rund 1.000 Meldungen zu Medikationsfehlern. Dosierungsfehler werden dabei am häufigsten berichtet.

Die Relevanz von Medikationsfehlern bei pflegebedürftigen Menschen wird international von Fachleuten als hoch eingeschätzt. Hinweise zu Medikationsfehlern bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Deutschland geben die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst (MD) und Prüfdienst der Privaten Krankenversicherung (Careproof). Laut dem 6. Pflege-Qualitätsbericht entsprach die Medikamentengabe 2019 bei 9 Prozent der von Pflegediensten versorgten pflegebedürftigen Menschen nicht der ärztlichen Verordnung. Das heißt, Medikamente wurden zum Beispiel ohne Verordnung oder mit falscher Wirkstoffkonzentration verabreicht. In der stationären Pflege entsprach die Dokumentation bei 11 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner nicht der ärztlichen Anordnung.

In einer ZQP-Studie aus dem Jahr 2020 unter ambulanten Pflegediensten gab ein Drittel der gut 500 befragten Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten an, dass in ihrem Dienst in den letzten 6 Monaten Fehler bei der Medikamentengabe aufgetreten sind.

In einer weiteren ZQP-Studie aus dem Jahr 2019 wurden rund 1.000 pflegende Angehörige befragt, welche Probleme bei der Medikation im letzten halben Jahr oft oder gelegentlich auftraten: Ein Drittel berichtete, dass Medikamente zum falschen Zeitpunkt angewendet wurden. Ebenfalls ein Drittel gab an, dass Medikamente nicht angewendet wurden, weil die pflegebedürftige Person diese ablehnte.

Was sind Risiken für Medikationsfehler?

Das Risiko für Medikationsfehler steigt zum einen mit der Anzahl der am Medikationsprozess beteiligten Personen und Organisationen, zum anderen mit der Anzahl der Medikamente.

Multimedikation hat ein hohes Risiko für Medikationsfehler. Multimedikation bedeutet, dass dauerhaft mindestens 5 Wirkstoffe gleichzeitig verordnet werden. Das gilt für rund 60 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland. Über 20 Prozent der 80- bis 84-Jährigen wenden 10 oder mehr ärztlich verordnete Arzneien an. Neben den ärztlich verordneten werden nicht verschreibungspflichtige Medikamente angewendet. Anzunehmen ist, dass die behandelnden Ärztinnen und Ärzte hierüber nicht immer informiert werden.

Hinzu kommt: Im höheren Alter verändert sich die Wirkung der Arzneimittel im Körper. Zum Beispiel bauen Leber und Niere die chemischen Stoffe langsamer ab. Ältere Menschen sind daher gefährdet, für sie ungeeignete Medikamente oder eine ungeeignete Dosierung zu erhalten. Die PRISCUS-2.0-Liste weist potenziell ungeeignete Arzneimittel für Menschen ab 65 Jahren aus.

Was sind Ursachen für Medikationsfehler?

Mögliche Ursachen für Medikationsfehler sind vielfältig und vielschichtig, zum Beispiel:

  • fehlendes Wissen, fehlende Kompetenzen
  • ungenügende Information/Kommunikation
  • unklare Zuständigkeiten/Vorgehensweisen
  • Ablenkung, mangelnde Konzentration
  • mangelnde Sorgfalt/Disziplin
  • Zeitdruck, fehlendes Personal
  • Verwechslungen durch ähnlich klingende oder aussehende Medikamente

Einfluss auf Medikationsfehler hat zudem das Verhalten der Patientin oder des Patienten. Wenn ärztliche oder pflegerische Empfehlungen zur Medikation nicht eingehalten werden, spricht man von Non-Adhärenz. Diese kann bewusst oder unbeabsichtigt sein. Ursachen sind zum Beispiel Angst vor Nebenwirkungen, Ablehnung oder Zweifel am Nutzen der Behandlung. Auch psychische Erkrankungen, Vergesslichkeit oder praktische Schwierigkeiten bei der Anwendung können dazu beitragen.

Welche Folgen können Medikationsfehler haben?

Medikationsfehler müssen nicht unbedingt, aber sie können zu einem gesundheitlichen Schaden für die Patientin oder den Patienten führen. Bei einem Medikationsfehler kann es sein, dass Medikamente nicht wirken können, zu wenig oder zu stark wirken. Es können vermeidbare Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sowie Unverträglichkeiten auftreten. Etwa 5 bis 10 Prozent der Krankenhausaufnahmen werden auf unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln zurückgeführt. Ein relevanter Teil davon wäre unterschiedlichen Studien zufolge vermeidbar.

Beispiele für gesundheitliche Folgen von Medikationsfehlern sind Schwindel, Stürze, Verdauungsstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme wie hoher oder niedriger Blutdruck und Herz-Rhythmus-Störungen, Blutgerinnungsstörungen sowie Schäden an Nieren und Leber.

Medikationsfehler mit Psychopharmaka können Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Wahnvorstellungen auslösen oder verstärken. Schlaf- und Beruhigungsmittel können abhängig machen. Eine fehlerhafte Medikation kann letztlich auch zum Tod führen.

Was trägt zur Medikationssicherheit bei?

Der Umgang mit Medikamenten ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Hochrelevant ist dabei das Wissen pflegebedürftiger Menschen und Pflegender über gesundheitliche Risiken sowie geeignete Maßnahmen, um diese Risiken zu minimieren. Information, Aufklärung und Schulung tragen daher maßgeblich zur Medikationssicherheit bei.

Für die Medikationssicherheit ist eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen allen am Medikationsprozess Beteiligten entscheidend. Dabei können standardisierte Abläufe und Kommunikationsprozesse oder digitale Technik unterstützen. Pflegefachliche Leitlinien und Standards dienen außerdem als Handlungshilfe beim Umgang mit Medikamenten.

Zur Medikationssicherheit trägt die Sicherheitskultur einer Organisation bei. Bei einer positiven Sicherheitskultur wird Sicherheitsaspekten hohe Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei steht die gesundheitliche Sicherheit der zu versorgenden Menschen im Fokus. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie sich die Mitarbeitenden einer Organisation für sicherheitskritische Probleme engagieren.

Um das Fehlerrisiko beim Richten von Medikamenten zu reduzieren, können Medikamente verblistert werden. Das bedeutet, dass die Medikamente in der Apotheke individuell nach Einnahmezeiten vorsortiert und verpackt werden. Die Verblisterung trägt auch dazu bei, Einnahmezeiten besser einzuhalten. Jedoch sind nicht alle Medikamente dafür geeignet.

Der Medikationsplan soll helfen, den Überblick zu behalten und bei der sicheren Anwendung der Arzneimittel zu unterstützen. Er enthält alle wichtigen Informationen zur Medikation, etwa Wirkstoffe, Einnahmezeiten und Dosierungen. Er wird von der Ärztin oder vom Arzt ausgestellt. Gesetzlich Versicherte haben Anspruch darauf, wenn sie mindestens 3 verordnete Medikamente anwenden, die über den Blutkreislauf wirken. Weitere Informationen zum Bundeseinheitlichen Medikationsplan bietet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV).

Bei der Medikationsanalyse werden in der Apotheke alle aktuellen Medikamente erfasst, einschließlich rezeptfreier Medikamente, Naturheilprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Gleiches gilt für Dosis, Art und Zeitpunkt der Anwendung. Dabei wird die Medikation beispielsweise auf Verträglichkeit, Wechselwirkungen oder die richtige Anwendung überprüft und gegebenenfalls eine Umstellung vorgeschlagen. Wer dauerhaft mindestens 5 verordnete Arzneimittel anwendet, kann die Medikationsanalyse einmal jährlich oder bei Umstellung der Medikation kostenlos nutzen. Weitere Informationen bietet zum Beispiel die Verbraucherzentrale.

Der 5. Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) des Bundesgesundheitsministeriums zeigt verschiedene Handlungsfelder und Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zur Verbesserung der Medikationssicherheit auf. Unter anderem ist es Ziel, Gesundheitspersonal sowie Patientinnen und Patienten für vermeidbare Risiken bei der Medikation zu sensibilisieren. Weitere Informationen bietet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.

Welche Bedeutung haben Pflegende für die Medikationssicherheit?

Viele pflegebedürftige Menschen benötigen Unterstützung bei der Medikation. Daher haben familial und professionell Pflegende eine wichtige Bedeutung im Medikationsprozess. Sie helfen zum Beispiel bei der Beschaffung und Lagerung, der Dosierung und Anwendung, erinnern an die Einnahme und beobachten die Wirkung der Medikation. Zudem nehmen sie Informationen und Anordnungen zur Medikation von Ärztinnen oder Ärzten entgegen und informieren diese über Beobachtungen zur Wirkung. Wenn Pflegefachpersonen bei der Medikation unterstützen, sind sie dazu verpflichtet, die ärztliche Anordnung sorgfältig und fachgerecht umzusetzen (Durchführungsverantwortung).

Tipps für pflegende Angehörige

Medikamentensicherheit unterstützen

Viele ältere pflegebedürftige Menschen wenden regelmäßig Medikamente an. Dazu gehören zum Beispiel Tabletten, Tropfen, Salben, Spritzen und Inhalationen. Der Umgang damit ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Denn wenn sie falsch verwendet werden, wirken sie nicht richtig und können sogar schaden. Wenn mehrere Wirkstoffe angewendet werden, ist das Risiko für Medikationsfehler erhöht. Mögliche Folgen von Medikationsfehlern sind Herz-Kreislauf-Probleme, Schwindel oder Stürze. Darüber hinaus besteht bei manchen Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Schmerzmedikamenten das Risiko, abhängig zu werden.

Die folgenden Tipps sollen bei der sicheren Medikation älterer pflegebedürftiger Menschen unterstützen.

Medikamente müssen korrekt angewendet werden, damit sie wirken können und nicht schaden. Eine falsche Medikation kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Gut informiert zu sein und umsichtig vorzugehen, trägt zur Medikationssicherheit bei.

  • Informieren Sie sich über die verordnete Medikation in der Arztpraxis und der Apotheke. Lesen Sie die Packungsbeilage der Medikamente. Der PatientenInfo-Service bietet diese in barrierefreien Formaten für blinde und sehbehinderte Menschen an.
  • Achten Sie darauf, dass Medikamente genau wie ärztlich verordnet angewendet werden. Prüfen Sie vor der Anwendung immer Dosis, Form und Zeitpunkt der Medikation. Wenn Sie nicht ganz sicher sind, fragen Sie bei der Ärztin, dem Arzt oder in der Apotheke nach.
  • Helfen Sie der pflegebedürftigen Person, den richtigen Zeitpunkt der Medikation einzuhalten. Erinnern Sie zum Beispiel immer abends nach dem Zähneputzen daran. Nutzen Sie wenn nötig einen Wecker oder eine spezielle Smartphone-App.
  • Prüfen Sie vor Anwendung eines Medikaments immer den Zustand: Verwenden Sie Medikamente nicht, wenn das Verfallsdatum abgelaufen oder die Verpackung beschädigt ist. Gleiches gilt, wenn sie nicht wie vom Hersteller empfohlen gelagert wurden und verändert aussehen oder riechen. Erkundigen Sie sich in der Apotheke oder auf www.arzneimittelentsorgung.de , wie Medikamente korrekt entsorgt werden. Entsorgen Sie diese nicht in der Toilette oder über das Spülbecken.
  • Informieren Sie sich, wie das Medikament wirken soll und welche Neben- und Wechselwirkungen auftreten könnten. Beobachten Sie die Wirkung. Holen Sie ärztlichen Rat ein, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Medikamente nicht wie beabsichtigt wirken.
  • Achten Sie bei der Einnahme von Tabletten, Kapseln und Dragees auf eine möglichst aufrechte Position des Oberkörpers. Im Pflegebett kann dazu das Kopfteil aufgerichtet werden.
  • Reichen Sie zur Einnahme ein Glas Wasser ohne Kohlensäure. Milchprodukte und manche Fruchtsäfte, etwa Grapefruitsaft, sind teilweise nicht geeignet. Medikamente sollten nicht mit Alkohol eingenommen werden. Beachten Sie die Hinweise zur Einnahme aus der Apotheke und in der Packungsbeilage.
  • Geben Sie Medikamente bei Schluckproblemen mit einem Löffel Apfelmus oder Kartoffelbrei. Reichen Sie anschließend etwas Wasser. Holen Sie bei anhaltenden oder zunehmenden Schluckbeschwerden ärztlichen Rat ein.
  • Holen Sie fachlichen Rat ein, bevor Sie Tabletten teilen, mörsern, auflösen oder Kapseln öffnen. Lassen Sie sich zeigen, wie Sie Tabletten richtig teilen. Dabei kann ein sogenannter Tablettenteiler helfen.

Weitere Informationen

Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ): Informationen in anderen Sprachen und in Leichter Sprache

Es kommt vor, dass Medikamente von pflegebedürftigen Menschen nicht so angewendet werden wie verordnet (Non-Adhärenz). Dafür kann es vielfältige Gründe geben. Diese gilt es herauszufinden, um Medikationsfehler künftig zu vermeiden.

  • Beobachten Sie, ob die pflegebedürftige Person die Medikamente anders als verordnet oder gar nicht einnimmt.
  • Gehen Sie den Gründen nach: Vergisst die pflegebedürftige Person die Anwendung? Kann sie Tabletten schlecht schlucken? Hat sie Probleme beim Umgang mit Medikamenten? Möchte sie diese nicht anwenden?
  • Respektieren Sie den Willen der pflegebedürftigen Person und wenden Sie keinen Zwang an. Geben Sie Medikamente auch nicht heimlich, beispielsweise indem Sie Tabletten ins Essen mischen. Ohne Einwilligung dürfen keine Medikamente verabreicht werden.
  • Achten Sie auf Anzeichen für problematischen Medikamentenkonsum: Nimmt die pflegebedürftige Person mehr Medikamente ein als verordnet? Oder fragt sie häufig nach einer höheren Dosis?
  • Besprechen Sie, was getan werden kann. Holen Sie ärztlichen und pflegefachlichen Rat ein. Eventuell kann das Medikament gewechselt oder in anderer Form eingenommen werden. Zum Beispiel gibt es manche Medikamente als Tabletten und als Saft.

Weitere Informationen

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS): Plattform mit Informationen und Flyern zu Medikamentenabhängigkeit und Broschüre in Leichter Sprache

Mangelnde Organisation kann zu Medikationsfehlern führen, etwa wenn die Beteiligten nicht über alle aktuell angewendeten Medikamente informiert sind. Zudem entstehen Medikationsfehler durch fehlende oder verwechselte Medikamente.

  • Halten Sie alle aktuell verwendeten Medikamente, den Zeitpunkt der Anwendung und die Dosis in einer Liste fest. Das gilt für ärztlich verordnete und selbst ausgewählte Arzneimittel sowie Naturheilprodukte. Oder besser: Fragen Sie die Ärztin oder den Arzt nach einem Medikationsplan. Legen Sie zur Erstellung möglichst alles in der Originalverpackung vor, um Verwechslungen oder Missverständnisse zu vermeiden.
  • Bringen Sie den aktuellen Medikationsplan zu jedem Arzttermin sowie ins Krankenhaus mit. Das gilt auch, wenn Sie in der Apotheke Rezepte einlösen oder rezeptfreie Medikamente kaufen.
  • Verwenden Sie eventuell eine Tablettenbox, um die Medikation für einige Tage vorzubereiten. Fragen Sie in der Apotheke, ob die Medikamente dafür geeignet sind oder eine Verblisterung möglich ist.
  • Besorgen Sie ärztliche Rezepte und Medikamente rechtzeitig, damit sie bei Bedarf vorrätig sind.
  • Informieren Sie alle an der Pflege Beteiligten über die Medikation. Klären Sie, wer unterstützen kann, falls Sie verhindert sind. Teilen Sie auch mit, wo die Medikamente und der Medikationsplan aufbewahrt werden.

Medikamente können bei falscher Lagerung beschädigt werden, etwa durch Feuchtigkeit, Hitze, Kälte, Licht oder Verunreinigungen.

  • Lagern Sie Medikamente wie vorgeschrieben, etwa trocken, lichtgeschützt oder im Kühlschrank. Medikamente sollten nicht am Fenster, neben der Heizung oder im Bad aufbewahrt werden.
  • Bewahren Sie Medikamente in der Verpackung mit der Packungsbeilage auf. Sollte diese verloren gehen, fragen Sie in der Apotheke nach Ersatz.
  • Belassen Sie Tabletten möglichst bis zur Einnahme im Blister oder der vorbereiteten Tabletten-Box.
  • Prüfen Sie das Haltbarkeitsdatum auf der Verpackung des Medikaments. Lesen Sie auch in der Packungsbeilage nach, wie lange ein Medikament nach dem ersten Öffnen haltbar ist. Schreiben Sie auf die Verpackung, bis wann es dann noch verwendet werden darf. Weitere Informationen zur richtigen Arzneimittelaufbewahrung bietet das Bundesministerium für Gesundheit (BMG).

Im Umgang mit Medikamenten ist Hygiene wichtig. Sonst könnten sie zum Beispiel verunreinigt oder beschädigt werden. Zudem könnten Rückstände eines Medikaments versehentlich aufgenommen werden.

  • Waschen Sie sich die Hände, bevor Sie bei der Medikation unterstützen. Trocknen Sie sie gut ab, damit sich Tabletten nicht in der Hand auflösen. Versuchen Sie, Medikamente bei der Entnahme möglichst nicht zu berühren.
  • Stellen Sie Tropfen oder Säfte erst kurz vor der Einnahme bereit. Verwenden Sie saubere Behältnisse.
  • Verschließen Sie den Medikamenten-Behälter nach der Entnahme zügig.
  • Entsorgen Sie Flüssigkeiten oder Salben, wenn Sie zu viel entnommen haben. Füllen Sie diese nicht wieder zurück in den Behälter.
  • Achten Sie darauf, dass niemand unbeabsichtigt Rückstände eines Medikaments aufnimmt. Reinigen Sie dazu Gegenstände, die mit Medikamenten in Kontakt gekommen sind, etwa Becher oder Löffel. Nutzen Sie Einmal-Handschuhe, wenn Sie Cremes und Salben mit Wirkstoffen auftragen.

Menschen mit Demenz benötigen mit Fortschreiten der Erkrankung zunehmend Hilfe bei der Medikation. Sie vergessen oder verwechseln zum Beispiel die Medikation, lehnen sie ab oder verstehen nicht, was zu tun ist.

  • Sprechen Sie in kurzen, einfachen Sätzen, zum Beispiel: „Das ist die Tablette für deinen Blutdruck. Bitte lege Sie auf deine Zunge und schlucke sie mit Wasser herunter.“
  • Behalten Sie Gewohnheiten bei der Medikation bei. Legen Sie beispielsweise Tabletten immer neben dem Teller in einem kleinen, farbigen Becher oder auf einem Löffel bereit. Das hilft bei der Orientierung und kann Verunsicherung entgegenwirken.
  • Bewahren Sie Medikamente sicher auf, damit sie nicht versehentlich eingenommen werden.
  • Achten Sie darauf, dass Medikamente nicht versehentlich falsch angewendet werden. Beobachten Sie wenn nötig die Anwendung.
  • Verhalten Sie sich zugewandt und wertschätzend. Seien Sie geduldig. Drängen Sie zum Beispiel nicht zur Einnahme der Medikamente. Möglicherweise werden sie zu einem späteren Zeitpunkt oder wenn jemand anderes sie reicht, akzeptiert.
  • Wenden Sie sich bei Problemen mit der Medikation an die Ärztin oder den Arzt. Möglicherweise kann die Anzahl der Medikamente reduziert oder die Art geändert werden, etwa Tropfen statt Tabletten. Pflegefachpersonen können bei der Medikation anleiten.
  • Beachten Sie: Jeder Mensch hat das Recht, eine Behandlung abzulehnen, auch wenn sich dies negativ auf die Gesundheit auswirkt. Es darf nicht zu Vorwürfen, Druck, Bevormundung oder Zwang kommen. Empfehlungen zur medizinischen Behandlung bei Demenz bietet die Deutsche Alzheimergesellschaft.

Fachlichen Rat geben Ärztinnen und Ärzte, Apotheken und Pflegefachpersonen. Ein guter Informationsaustausch zwischen allen an der Versorgung Beteiligten ist für die korrekte und sichere Medikation wichtig.

  • Fragen Sie die Ärztin oder den Arzt nach der Medikation: Wofür ist das verordnete Medikament? Wie soll es genau angewendet werden? Welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind möglich? Ist ein Medikationsplan erhältlich?
  • Machen Sie sich Notizen oder bitten Sie darum, wichtige Informationen für Sie aufzuschreiben. Erkundigen Sie sich eventuell ergänzend in der Apotheke zur Anwendung.
  • Fragen Sie in der Apotheke nach einer Medikationsanalyse, wenn Sie sich über Wirkung oder Menge der Medikamente unsicher sind.
  • Schreiben Sie sich Fragen an die Fachleute auf. Notieren Sie zudem Ihre Beobachtungen zur Medikation. Beispielsweise welche Probleme es bei der Anwendung gibt oder welche Nebenwirkungen Sie bemerken.
  • Informieren Sie sich in der Apotheke über Hilfsmittel, um Medikamente sicherer anzuwenden. Es gibt zum Beispiel Tablettenausdrücker, Tablettenteiler, Dosierhilfen oder Verschlussöffner für Tropfenflaschen.
  • Sprechen Sie mit der Ärztin oder dem Arzt über Unterstützung durch einen Pflegedienst. Auf ärztliche Anordnung kann dieser Medikamente richten und verabreichen. Zudem können Pflegedienste bei der Medikation anleiten.

Holen Sie in folgenden Fällen ärztlichen Rat ein:

  • Das Medikament wirkt nicht wie vorgesehen oder die Wirkung hat sich verändert.
  • Es wurden zu viele oder falsche Medikamente eingenommen.
  • Die pflegebedürftige Person kann oder will die Medikamente nicht einnehmen.
  • Es treten Nebenwirkungen oder unerwartete Symptome auf, zum Beispiel Schwindel, Übelkeit oder Mundtrockenheit. Bei Benommenheit, Verwirrtheit oder Kreislaufversagen muss umgehend ärztliche Hilfe geholt werden.
  • Bei der pflegebedürftigen Person tritt eine neue Erkrankung auf. Dann kann es erforderlich sein, die bestehende Medikation anzupassen oder zu unterbrechen.

Weitere Informationen

Material zum Thema

Der ZQP-Kurzratgeber Sicherheit bei der Medikation bietet pflegenden Angehörigen Wissen und Tipps rund um das Thema Medikation, zum Beispiel zur richtigen Anwendung von Medikamenten.

Titelseite der Broschüre „Sicherheit bei der Medikation“

Einblick

Sicherheit bei der Medikation

Hinweise für die professionelle Pflege

Umgang mit Medikamenten in der Pflegepraxis

Das Medikamentenmanagement ist eine der Kernaufgaben von Pflegefachpersonen. Sie haben einen wesentlichen Einfluss auf die Medikationssicherheit. Pflegefachpersonen müssen sich bei der Medikation genau an die ärztliche Verordnung halten und sind zur fachlich korrekten Umsetzung verpflichtet (Durchführungsverantwortung).

Anforderungen an den Umgang mit der Medikation ergeben sich auch aus fachlichen Leitlinien, Standards und Empfehlungen. Stationäre Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste sollten daneben interne Richtlinien bereithalten. Pflegeheime sind verpflichtet, für einen sachgerechten Umgang mit Arzneimitteln zu sorgen. Dazu müssen Beschäftigte regelmäßig geschult und Arzneimittel ordnungsgemäß und personenbezogen gelagert werden.

Fachwissen wird in Fortbildungen vermittelt, unter anderem vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). In stationären Pflegeeinrichtungen beraten Vertragsapotheken zur sachgerechten Lagerung, zu Risiken im Umgang mit Arzneimitteln und apothekenpflichtigen Medizinprodukten sowie zum Gebrauch von Applikations- und Dosierhilfen. Zudem werden Schulungen angeboten.

Weitere Praxisinformationen zum Umgang mit Arzneimitteln in der professionellen Pflege:

Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsschutzes müssen Beschäftige von Pflegeeinrichtungen und -diensten über Gefahren im Zusammenhang mit Arzneimitteln und Schutzmaßnahmen für die eigene Gesundheit informiert werden. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hält dazu Informationen bereit.

Gut zu wissen: In einigen Bundesländern gibt es Merkblätter für den Umgang mit Medikamenten in stationären Pflegeeinrichtungen, zum Beispiel in Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz. Tipps sind auch im Magazin der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz zusammengefasst.

Weitere Beiträge des ZQP zum Thema Medikationssicherheit

Hier finden Sie weitere Informationen und Projekte zum Thema Sicherheit bei der Medikation.

Zuletzt aktualisiert: 31.03.2023 Nächste Aktualisierung: 31.03.2028