Analyse

Medikation in der häuslichen Pflege aus Sicht pflegender Angehöriger – 2019

Auf dieser Seite lesen Sie eine Zusammenfassung der Analyse Medikation in der häuslichen Pflege aus Sicht pflegender Angehöriger – 2019. Die vollständige Analyse können Sie kostenfrei herunterladen.

Die meisten älteren pflegebedürftigen Menschen wenden regelmäßig Medikamente an. Werden fünf oder mehr Arzneistoffe gleichzeitig und längerfristig anwendet, spricht man von einer Multimedikation. Diese hat ein hohes Risiko für Medikationsfehler.

Eine nicht sachgerechte Medikation kann dazu führen, dass die Wirkstoffe gar nicht, weniger oder viel zu stark wirken. Dies kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Die Sicherheit bei der Medikation ist daher hochrelevant.

Pflegende Angehörige haben daher eine wichtige Bedeutung im Medikationsprozess. Die Übernahme solcher Aufgaben ist sehr verantwortungsvoll und kann auch belasten.

Diese ZQP-Analyse untersucht, welche Aufgaben Angehörige im Medikationsprozess bei älteren pflegebedürftigen Menschen im häuslichen Umfeld haben und welche Erfahrungen und Herausforderungen damit verbunden sind.

Die Themenschwerpunkte der Befragung waren:

  • Medikamentenversorgung der pflegebedürftigen Menschen
  • Beteiligung pflegender Angehöriger am Medikationsprozess
  • Herausforderungen im Medikationsprozess

Für die Studie wurden über 1.000 pflegende Angehörige zwischen 40 und 85 Jahren in Deutschland befragt, die seit mindestens 6 Monaten regelmäßig eine pflegebedürftige Person über 60 Jahre versorgen. Die Onlinebefragung wurde im Februar/März 2019 durchgeführt.

Medikation in der häuslichen Pflege aus Sicht pflegender Angehöriger

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass drei Viertel der befragten pflegenden Angehörigen übernehmen regelmäßig Aufgaben in der Medikamentenversorgung. Dies empfinden 66 Prozent von ihnen als schwierig oder belastend. 77 Prozent aller Befragten berichten von Problemen im Medikationsprozess.

 

Zentrale Ergebnisse

  • 87 Prozent geben an, dass die pflegebedürftige Person, die sie versorgen, regelmäßig mehr als 3 Medikamente anwendet.
  • 55 Prozent berichten von 5 Medikamenten und mehr.
  • Bei 64 Prozent ist keine Pflegekraft regelmäßig an der Medikamentenversorgung beteiligt.

76 Prozent der Befragten beteiligen sich regelmäßig am Medikationsprozess. Bei folgenden Unterstützungsaufgaben geben besonders viele Probanden an, dass sie diese oft oder immer übernehmen:

  • Medikamente aus der Apotheke besorgen (53 Prozent),
  • Rezept beim Arzt abholen (47 Prozent),
  • Medikamente richten (39 Prozent)
  • über Medikamente aufklären (39 Prozent)
  • sich über Folgen von verordneten Medikamenten informieren (38 Prozent)
  • Medikamente bereitstellen (34 Prozent)
  • an Medikamenteneinnahme erinnern (34 Prozent)
  • 63 Prozent übernehmen Aufgaben, die sie für sich selbst als teilweise schwierig einschätzen.
  • 23 Prozent empfinden die Hilfe bei der Medikation als eher oder sogar sehr belastend.
  • 77 Prozent berichten, dass im letzten halben Jahr mindestens ein Problem in der Medikamentenversorgung aufgetreten ist. 35 Prozent geben an, dass dies gelegentlich oder sogar oft passiert.

Probleme bei dem Umgang mit Arzneimitteln, die von verhältnismäßig vielen Studienteilnehmern berichtet werden sind:

  • ein benötigtes Medikament war aufgebraucht (51 Prozent)
  • ein Medikament wurde zum falschen Zeitpunkt angewendet (36 Prozent)
  • die pflegebedürftige Person lehnte das Medikament ab (33 Prozent)
  • Zweifel, ob das Medikament angezeigt war (32 Prozent)

 

Veröffentlichung dieser Studie: Juni 2019
Autorin und Autoren dieser Studie: Dr. Simon Eggert, ZQP | Daniela Sulmann, ZQP | Dr. Christian Teubner, ZQP

Wissenschaftliche Publikationen (peer review)

Eggert, S. (2019). Sichere Medikation in der häuslichen Pflege: Welche Rolle spielen pflegende Angehörige? Monitor Pflege, 5(3), 24-31. Link