Analyse

Sicherheitskultur in der ambulanten Pflege – 2020

Auf dieser Seite lesen Sie eine Zusammenfassung der Analyse Sicherheitskultur in der ambulanten Pflege. Die vollständige Analyse können Sie kostenfrei herunterladen.

In Deutschland werden die meisten pflegebedürftigen Menschen zu Hause versorgt. Dazu tragen in vielen Fällen ambulante Pflegedienste bei.

Die Sicherheit von Klientinnen und Klienten in der ambulanten Pflege ist ein wichtiger Aspekt der Versorgung. Die Themen Sicherheit und Sicherheitskultur stellen Pflegedienste praktisch aber vor große Herausforderungen. In nahezu allen pflegerischen Bereichen kann es zu unerwünschten Ereignissen und Fehlern kommen. Im Rahmen einer ZQP-Perspektivenwerkstatt zur Patientensicherheit in der ambulanten Pflege wurden 7 zentrale Handlungsfelder identifiziert. 

Um die Sicherheit der Klientinnen und Klienten zu gewährleisten und zu verbessern, ist es hoch bedeutsam, unerwünschte Ereignisse und Fehler zu dokumentieren, zu analysieren und daraus zu lernen. Entscheidend ist dabei auch, wie die Dokumentation erfolgt.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist in Deutschland zu Sicherheitskultur und zum Sicherheitsmanagement – zum Beispiel zum Umgang mit unerwünschten Ereignissen und Fehlern – in ambulanten Pflegediensten noch zu wenig bekannt.

Um neue Hinweise zu Sicherheitskultur und zum Sicherheitsmanagement in ambulanten Pflegediensten in Deutschland zu gewinnen, hat das ZQP eine repräsentative Befragung in solchen Diensten durchgeführt.

Schwerpunkte waren unter anderem die Einflussfaktoren auf Pflegefehler, insbesondere in Bezug auf die Risikoaspekte Personalmangel, Wissensdefizite und Kommunikation, sowie der Umgang mit unerwünschten Ereignissen und Fehlern.

Für die Studie wurden Pflegedienstleitungen, stellvertretende Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragte in 535 Diensten in telefonischen Interviews (CATI) befragt. Die Befragung war im Juli 2019 abgeschlossen.

Sicherheitskultur in der ambulanten Pflege

Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist, dass in der ambulanten Pflegepraxis bislang offenbar noch selten die Chancen der Digitalisierung genutzt werden, um aus unerwünschten Ereignissen und Pflegefehlern zu lernen und damit zukünftigen Problemen vorzubeugen.

 

Zentrale Ergebnisse

Die Studienteilnehmer geben 3 Fehlerarten am häufigsten an, die in den 6 Monaten vor der Befragung bei dem Dienst mindestens einmal aufgetreten waren:

  • Fehler bei der Dokumentation (65 Prozent)
  • Fehler bei der Medikamentengabe (34 Prozent)
  • Fehler bei der Händehygiene (31 Prozent)
  • Zeitmangel (64 Prozent)
  • mangelndes Wissen der Pflegenden (43 Prozent)
  • mangelnde Bereitschaft, Fehler zuzugeben (38 Prozent)
  • 53 Prozent geben an, dass es in ihrem Dienst Stellen für Pflegefachpersonen gibt, die seit mindestens 3 Monaten unbesetzt sind.
  • 80 Prozent der Dienste haben innerhalb der letzten 3 Monate Anfragen abgelehnt, weil sie die Pflege nicht hätten sicherstellen können.
  • 13 Prozent mussten aus diesem Grund sogar laufende Pflegeverträge kündigen.
  • 61 Prozent der Befragten meinen, annähernd alle Mitarbeitenden (100 bis 75 Prozent) sollten Schulungen bzw. Fortbildungen zum Thema Hygiene absolvieren.
  • Je 51 Prozent sagen dies für die Themen Medikation bzw. Gewaltprävention in der Pflege.
  • Etwa zwei Drittel bis drei Viertel der Befragten sind bei jedem genannten Thema der Ansicht, mindestens jeder zweite Mitarbeitende solle an einer Schulung/Fortbildung teilnehmen.
  • 32 Prozent der Dienste setzen zur Dokumentation von Fehlern keine digitale Technik ein.
  • 9 Prozent dokumentieren solche Ereignisse ausschließlich digital.
  • 40 Prozent der Befragten glauben an eine hohe Bereitschaft ihrer Mitarbeitenden, computergestützte Fehler‐Meldesysteme (z. B. Critical Incident Reporting System, CIRS) zu nutzen.
  • 4 Prozent der befragten Dienste setzen solche Reporting-Systeme ein.

 

Veröffentlichung der Studie: Mai 2020
Autorin und Autoren der StudieDr. Simon Eggert, ZQP | Daniela Sulmann, ZQP | Dr. Christian Teubner, ZQP