Analyse

Aggression und Gewalt in der informellen Pflege – 2018

Auf dieser Seite lesen Sie eine Zusammenfassung der Analyse "Aggression und Gewalt in der informellen Pflege – 2018". Die vollständige Analyse können Sie kostenfrei herunterladen.

Über drei Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuches. Drei Viertel von ihnen werden zu Hause versorgt – davon 1,4 Millionen ausschließlich durch Angehörige. Dabei bringen die Angehörigen meist sehr viel Zeit, Geduld und Kraft auf. In der Pflege entstehen leicht belastende Konflikte und Aggressionen. Es kann zu Gewalt oder gewaltförmigem Verhalten kommen. Daher ist es sehr wichtig, dass pflegende Angehörige in diesen Fragen wirksame Unterstützung erhalten.

Gewalt in der Pflege kann zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen sowie auch zwischen Pflegebedürftigen auftreten. Wenn pflegebedürftige Menschen – zum Beispiel mit Demenz – sich als Symptom ihrer Erkrankung gewaltsam verhalten, dann wird auch von krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten gesprochen.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist gerade in Deutschland zu Umfang und Art von Gewalt in der Pflege noch zu wenig bekannt. Dies gilt insbesondere für die informelle Langzeitpflege.

Angehörigenbefragung

Mit dieser Studie unter pflegenden Angehörigen ab 40 Jahren will das ZQP den Wissensstand über Gewalt in der informellen Pflege älterer Menschen und zur Gewaltprävention erweitern.

Befragt wurden 1.006 Personen in Deutschland im Alter von 40 bis 85 Jahren, die in ihrem privaten Umfeld seit mindestens sechs Monaten und mindestens einmal pro Woche einen pflegebedürftigen Menschen im Alter ab 60 Jahren versorgen.

Die Befragten machten Angaben zu sich selbst, der pflegebedürftigen Person und der Pflegesituation. Zentrales Thema war Gewalt. Hierbei wurde sowohl nach Gewalt bzw. krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten seitens der pflegebedürftigen gegen die pflegende Person gefragt als auch nach Gewalt in der umgekehrten Richtung.

Die vorliegende Studie hat verschiedene Limitationen – vor allem aber lässt sie keine Aussagen darüber zu, ob Gewalt häufiger von Pflegebedürftigen gegen pflegende Angehörige ausgeübt wird oder umgekehrt.

Ergebnisse der Analyse: "Aggression und Gewalt in der informellen Pflege - 2018"

Häusliche Pflege

Viele pflegende Angehörige sind häufig niedergeschlagen oder wütend. Etwa jeder Zweite berichtete, Gewalt durch den pflegebedürftigen Menschen erlebt zu haben. 40 Prozent gaben an, selbst schon gewaltsam gegenüber dem Pflegebedürftigen gehandelt zu haben.

Angehörige kämpfen mit belastenden Gefühlen und Konflikten

Einige wichtige Ergebnisse der Studie sind:

Belastungen

  • Viele Befragte berichteten von Belastungen und negativen Gedanken und Gefühlen gegenüber der pflegebedürftigen Person. Über ein Drittel der Befragten (36 Prozent) fühlte sich häufig niedergeschlagen, 29 Prozent sind häufig verärgert.
  • In den letzten sechs Monaten hatte über die Hälfte (52 Prozent) mindestens einmal den Eindruck, dass die pflegebedürftige Person ihre Hilfe nicht zu schätzen weiß, ein Viertel (25 Prozent) hätte die pflegebedürftige Person bereits „vor Wut schütteln“ können.

Gewalt gegen Pflegende

  • 45 Prozent der Befragten berichteten, dass gegen sie innerhalb der letzten sechs Monate psychische Gewalt durch die Person, die sie pflegen, ausgeübt wurde, z. B. durch Anschreien oder Beleidigen.
  • Elf Prozent hatten körperliche Gewalt erlebt, wie grobes Anfassen oder Schlagen.
  • Angehörige von Menschen mit Demenz gaben häufiger an, von Gewalt bzw. krankheits-bedingtem gewaltförmigem Verhalten durch die pflegebedürftige Person betroffen zu sein als die anderen Befragten.

Gewaltanwendung durch Pflegende

  • 32 Prozent der Befragten berichteten, im abgefragten Zeitraum psychische Gewalt gegen die pflegebedürftige Person angewendet zu haben.
  • Zwölf Prozent gaben körperliche Gewalt an, elf Prozent Vernachlässigung.
  • Sechs Prozent gaben eigenes Verhalten an, das als freiheitsentziehende Maßnahme einzustufen ist.

Risikofaktoren

  • Die Studie bestätigt in Bezug auf Risikofaktoren für Gewalt in der Pflege, dass Gewalt häufiger gegen pflegebedürftige Menschen mit Demenz ausgeübt wird und häufiger durch Pflegende, die über psychische Belastungen und fehlende Zeit (für sich selbst oder mit anderen) berichten.

Umfassende und leicht verständliche Informationen zum Thema Gewalt in der Pflege, Tipps zur Vorbeugung von Gewalt und Kontaktdaten von Krisentelefonen bietet das kostenlose ZQP-Internetportal: www.pflege-gewalt.de

Stand: 18. Juni 2018

Autoren in alphabetischer Reihenfolge:
Simon Eggert, ZQP
Dr. Patrick Schnapp, ZQP
Daniela Sulmann, ZQP

Zur Kontaktaufnahme schreiben Sie gerne eine E-Mail an: simon.eggert@zqp.de

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