Analyse

Medikation in der häuslichen Pflege aus Sicht pflegender Angehöriger – 2019

Auf dieser Seite lesen Sie eine Zusammenfassung der Analyse "Medikation in der häuslichen Pflege aus Sicht pflegender Angehöriger - 2019". Die vollständige Analyse können Sie kostenfrei herunterladen

Ältere pflegebedürftige Menschen sind oft mit verschiedenen Gesundheitsproblemen konfrontiert. Über 90 Prozent von ihnen wenden regelmäßig Medikamente an. Meistens nehmen sie Tabletten – es werden aber beispielsweise auch Salben oder flüssige Formen für Spritzen genutzt. Wenn eine Person fünf oder mehr Arzneistoffe gleichzeitig und längerfristig anwendet, spricht man von einer Multimedikation. Ältere pflegebedürftige Menschen sind besonders häufig davon betroffen. Dies ist ein Risiko für ihre Patientensicherheit.

Senioren sind insgesamt gefährdet, für sie ungeeignete Medikamente zu erhalten. Viele verschiedene Wirkstoffe, die über einen längeren Zeitraum genommen werden, erhöhen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass unerwünschte Ereignisse oder Fehler in Bezug auf die Medikamente auftreten. So drohen unter anderem belastende oder schädigende Wechselwirkungen. Die Prävention von Medikamentenfehlern ist darum ein wichtiges Thema – gerade für das Gesundheitssystem einer Gesellschaft im demografischen Wandel.

Medikation in der häuslichen Pflege

Bei der häuslichen Pflege sind oft mehrere Personen am Medikationsprozess beteiligt, u. a. Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker, Angehörige und Pflegebedürftige selbst. Das begünstigt Missverständnisse und Irrtümer und kann so zu Problemen in der Medikamentenversorgung beitragen. Werden Medikamente nicht richtig verordnet, gelagert, gestellt, eingenommen oder angewendet, bleibt das für die Gesundheit der pflegebedürftigen Patienten womöglich nicht ohne Folgen. Eine nicht sachgerechte Medikation kann z. B. dazu führen, dass die Wirkstoffe nicht den gewünschten Effekt haben. Stattdessen können sie gar nicht, weniger oder viel zu stark wirken. Dann sind schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen möglich, die nicht selten in die Notaufnahme eines Krankenhauses führen.

Pflegende Angehörige spielen wichtige Rolle im Medikationsprozess

Die Medikation ist folglich ein Hochrisikobereich der ambulanten Pflege. Doch nicht nur die professionelle Pflege hat eine zentrale Rolle für die Medikamentensicherheit bei der Pflege zu Hause. Der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen in Deutschland wird ausschließlich durch pflegende Angehörige daheim versorgt. Auch wenn Pflegedienste in die Versorgung einbezogen sind, wirken Angehörige häufig daran mit.

Pflegenden Angehörigen kommt darum eine entscheidende Rolle in der Arzneimittelversorgung zu, denn viele pflegebedürftige Menschen sind auf Hilfe bei der Medikamenteneinnahme oder -anwendung angewiesen. Sie brauchen vielleicht Unterstützung, sich rechtzeitig an die Einnahme zu erinnern, die Medikamente richtig zusammenzustellen, sie zu dosieren oder zum Mund zu führen. Angehörige erklären auch häufig wofür ein Medikament eigentlich gut sein soll oder überzeugen die pflegebedürftige Person, ein als wichtig eingeschätztes Medikament auch wirklich zu nehmen. Die Übernahme solcher Aufgaben ist sehr verantwortungsvoll und kann auch belasten.

Pflegende Angehörige finden in unserem ZQP-EINBLICK Sicherheit bei der Medikation wichtige Basis-Informationen und hilfreiche Tipps rund um das Thema Medikation.

Ergebnisse der Analyse: "Medikation in der häuslichen Pflege aus Sicht pflegender Angehöriger - 2019"

Angehörigenbefragung

Um mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wie stark pflegende Angehörige in die häusliche Medikamentenversorgung eingebunden sind, welche Aufgaben sie übernehmen und wie sie die Prozesse wahrnehmen, hat das ZQP eine Befragung bei pflegenden Angehörigen zum Thema Medikation in der häuslichen Pflege durchgeführt.

Die Themenschwerpunkte der Befragung waren:

  • Medikamentenversorgung der pflegebedürftigen Menschen
  • Beteiligung pflegender Angehöriger am Medikationsprozess
  • Herausforderungen im Medikationsprozess

Befragt wurden über 1.000 pflegende Angehörige zwischen 40 und 85 Jahren in Deutschland, die seit mindestens sechs Monaten regelmäßig eine pflegebedürftige Person über 60 Jahre versorgen.

Herausforderungen im Medikationsprozess

Drei Viertel der befragten pflegenden Angehörigen übernehmen regelmäßig Aufgaben in der Medikamentenversorgung. Dies empfinden 66 Prozent von ihnen als schwierig oder belastend. 77 Prozent aller Befragten berichten von Problemen im Medikationsprozess.

Zentrale Ergebnisse

Einige wichtige Ergebnisse der Studie sind:

Medikamentenversorgung der pflegebedürftigen Menschen

  • 87 Prozent geben an, dass die pflegebedürftige Person, die sie versorgen, regelmäßig mehr als drei Medikamente anwendet.
  • 55 Prozent berichten von fünf Medikamenten und mehr.
  • In 64 Prozent der Fälle ist keine Pflegekraft regelmäßig an der Medikamentenversorgung beteiligt.

Beteiligung pflegender Angehöriger am Medikationsprozess

  • 76 Prozent der Befragten beteiligen sich regelmäßig am Medikationsprozess.

Bei folgenden Unterstützungsaufgaben geben besonders viele Probanden an, dass sie diese oft oder immer übernehmen:

  • „Medikamente aus der Apotheke besorgen“ (53 Prozent),
  • „Rezept beim Arzt abholen“ (47 Prozent),
  • „Medikamente richten“ sowie „Über Medikamente aufklären“ (je 39 Prozent),
  • „Sich über Folgen von verordneten Medikamenten informieren“ (38 Prozent),
  • „Medikamente bereitstellen“ sowie „An Medikamenteneinnahme erinnern“ (je 34 Prozent).

Herausforderungen im Medikationsprozess

  • 63 Prozent der Angehörigen übernehmen Aufgaben, die sie für sich selbst als teilweise schwierig einschätzen.
  • Knapp ein Viertel empfindet die Hilfe rund um Medikamente als eher oder sogar sehr belastend.
  • 77 Prozent berichten, dass im letzten halben Jahr mindestens ein Problem in der
  • Medikamentenversorgung aufgetreten ist.
  • Gut ein Drittel gibt an, dass dies gelegentlich oder sogar oft passiert.

Probleme bei dem Umgang mit Arzneimitteln, die von verhältnismäßig vielen Studienteilnehmern berichtet werden sind:

  • Ein benötigtes „Medikament war aufgebraucht“ (51 Prozent),
  • „Ein Medikament wurde zum falschen Zeitpunkt angewendet“ (36 Prozent),
  • „Pflegebedürftige Person lehnte Medikament ab“ (33 Prozent),
  • „Zweifel, ob das Medikament angezeigt war“ (32 Prozent).

Mehr Informationen zum Thema Medikation erhalten Sie auf dem Präventionsportal des ZQP: Tipps zum Umgang mit Medikamenten

Stand: 21. Juni 2019

Autoren:
Simon Eggert, ZQP
Daniela Sulmann, ZQP
Dr. Christian Teubner, ZQP

Zur Kontaktaufnahme schreiben Sie gerne eine E-Mail an: simon.eggert@zqp.de

Diese ZQP-Analyse liegt in deutscher und in englischer Sprache vor.

Overview

This ZQP analysis examines the responsibilities of relatives in the home-care medication process for elderly people in need of care and their associated experiences and challenges.

Open Analysis “Medication in Home Care from the Perspective of Caregiving Relatives”

Wissenschaftliche Publikationen (peer review) und Kongressbeiträge

Sichere Medikation in der häuslichen Pflege: Welche Rolle spielen pflegende Angehörige?

Eggert, S. (2019). Sichere Medikation in der häuslichen Pflege: Welche Rolle spielen pflegende Angehörige? Monitor Pflege, 5(3), 24-31. https://www.monitor-pflege.de/archiv/ausgaben-2019/mopf_3_2019

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