Scham in der Pflege

Bei der Pflege kann Scham bei pflegebedürftigen Menschen und bei pflegenden Angehörigen aufkommen. Die Ursachen und Auslöser sind individuell und vielfältig. Anhaltende Schamgefühle können stark belasten und den Pflegealltag erschweren. Daher ist es wichtig, Scham vorzubeugen oder möglichst gut damit umzugehen.

Wieso ist es wichtig, Scham in der Pflege zu beachten?

Scham ist ein unangenehmes Gefühl. Wer Scham empfindet, möchte vielleicht unsichtbar werden, ist sprachlos oder wie gelähmt. Man möchte die Scham verbergen und tut so, als wäre nichts. Scham kann in der Pflege bei pflegebedürftigen Menschen und bei pflegenden Angehörigen aufkommen.

Häufige oder anhaltende Schamgefühle können sehr belasten und zum Beispiel das Wohlbefinden, die Lebensfreude und Motivation verringern. Dann kann dies auch dazu führen, dass man sich zurückzieht und soziale Kontakte meidet. In der Folge kann es zu Einsamkeit kommen. Zudem kann Scham die Beziehung zueinander beeinträchtigen und den Pflegealltag erschweren.

Aber Scham hat auch nützliche Funktionen. Sie regt unter anderem dazu an, das eigene Verhalten anzupassen und Regeln im Umgang miteinander einzuhalten. Denn Scham kann auch ein Signal dafür sein, dass jemand verletzt ist. Scham zeigt auch Überforderung mit einer Situation an. Dies kann helfen, anderen Grenzen aufzuzeigen sowie solchen Situationen zu entkommen.

Warum kommt Scham in der Pflege vor?

Die Ursachen und Auslöser für Scham sind individuell und vielfältig. Warum jemand Scham empfindet, hängt unter anderem von der Erziehung, den Erfahrungen und dem Umfeld ab. Allgemein kann Scham zum Beispiel entstehen, wenn man sich missverstanden oder ertappt fühlt oder jemanden verletzt hat. Auch in der Pflege können verschiedene Situationen mit Scham verbunden sein.

 

Bei pflegebedürftigen Menschen kann es zum Beispiel Scham auslösen, nicht selbstbestimmt handeln zu können. Das gilt besonders, wenn andere in intimste Situationen einbezogen werden müssen, etwa bei der Körperpflege oder dem Toilettengang. Es kann sein, dass sie sich als Belastung für andere empfinden. Oder vielleicht schämen sie sich für körperliche Veränderungen wie Inkontinenz oder Gebrechlichkeit.

Mit fortschreitender Erkrankung fällt es Menschen mit Demenz schwerer, sich zu erinnern, zu orientieren und auszudrücken. Alltagsgegenstände und vertraute Menschen werden mitunter verwechselt oder nicht mehr erkannt. Zudem kann sich das Verhalten so ändern, dass es für das Umfeld unverständlich oder anstrengend ist und auf Ablehnung stößt. Dies kann verunsichern und bei Menschen mit Demenz sowie Angehörigen Scham auslösen.

Wenn Angehörige Pflegeaufgaben übernehmen, kann das mit Scham verbunden sein. Sie können zum Beispiel beschämt sein, weil sie in intimen Situationen helfen müssen. Vielleicht möchten sie bestimmte Pflegeaufgaben nicht übernehmen, fühlen sich überfordert oder ausgelaugt. Oder sie denken, den Erwartungen anderer bei der Pflege nicht gerecht zu werden.

Die Pflegesituation hat Einfluss auf die Beziehung zueinander, etwa in der Partnerschaft oder zwischen pflegenden Kindern und pflegebedürftigen Eltern. Zum Beispiel können sich gewohnte Rollen und Aufgaben, Gefühle und Bedürfnisse ändern. Dies zu akzeptieren, kann schwer sein und mit Schamgefühlen auf beiden Seiten einhergehen.

Mit der Zeit können Schamgefühle bei der Pflege nachlassen. Oftmals gewöhnen sich pflegebedürftige Menschen und pflegende Angehörige an die Situation. Zudem können sich Schamgrenzen durch Demenz verändern oder ganz verloren gehen.

Wie zeigt sich Scham?

Es gibt Anzeichen, die auf Scham hindeuten. Nicht immer sind sie eindeutig und für andere sichtbar. Darauf zu achten kann helfen, Scham bei sich und anderen zu erkennen. Anzeichen für Scham sind zum Beispiel:

  • Erröten, Erbleichen, Stottern, Zittern, Schwitzen
  • Atemprobleme, trockener Mund, Schwindel, Hitzewallungen
  • Angst, Wut, Tränen
  • verlegenes Lächeln, gesenkter Blick, zögernde Bewegungen, nervöses Zupfen an der Kleidung

Tipps für pflegende Angehörige

Was hilft allgemein beim Umgang mit Scham?

Scham ist im Pflegealltag nicht ganz zu vermeiden. Es gibt jedoch Möglichkeiten, schambehafteten Situationen vorzubeugen oder möglichst gut damit umzugehen.

Ursachen kennen

Scham kann verschiedene Ursachen haben. Sich hierüber bewusst zu sein, kann beim Umgang mit Scham helfen.

Anzeichen wahrnehmen

Bei sich und anderen auf Anzeichen für Scham zu achten, kann helfen, Scham vorzubeugen oder entgegenzuwirken.

Scham ansprechen

Ein offener Austausch darüber, was Scham auslöst, kann entlasten und gegenseitiges Verständnis fördern.

Regeln vereinbaren

Um schambehafteten Situationen vorzubeugen, kann es nützlich sein, Regeln für die Pflege zu vereinbaren.

Hilfe annehmen

Wenn Schamgefühle sehr belasten, ist es ratsam, die Situation zu verändern und Hilfe bei der Pflege anzunehmen.

Material zum Thema

Der ZQP-Ratgeber Scham bietet Wissen und Tipps zum Thema, zum Beispiel zu Ursachen und Anzeichen für Scham und warum sie gerade bei der Pflege bedeutsam ist. Zudem gibt er praktische Hinweise, um Schamgefühlen vorzubeugen oder ihnen zu begegnen.

Titelseite der Broschüre „Scham – Praxistipps für den Pflegealltag“

Ratgeber

Scham – Praxistipps für den Pflegealltag

Zuletzt aktualisiert: 15.07.2025 Nächste vollständige Überarbeitung: 15.08.2030