30. Januar 2024

Wohnen in Deutschland ist oft nicht pflegegerecht

Die Wohnsituation pflegebedürftiger Menschen ist nicht selten ungünstig. Darauf deuten die Angaben pflegender Angehöriger in einer neuen Studie des ZQP hin: Über 80 Prozent berichten von Barrieren im privaten Wohnraum. 39 Prozent sehen dort Sicherheitsrisiken bei Bad und WC. 40 Prozent meinen, die Fußwege im Umfeld seien für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit nur bedingt tauglich. Ein gutes Viertel sieht die Gehwege dort generell als eher unsicher an.

Berlin, 30. Januar 2024. Von den rund 5 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland leben etwa 4,2 Millionen zuhause. Wie selbstbestimmt, sicher und gesundheitsförderlich man mit Pflegebedürftigkeit daheim leben kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab­ – einer ist die Beschaffenheit des Wohnraums und dessen Umfelds. „Alters- und pflegegerechtes Wohnen ist auch für gesundheitliche Prävention bedeutsam, etwa indem es körperliche Aktivitäten möglichst wenig behindert, Sturzrisiken verringert und zu sozialen Teilhabemöglichkeiten beiträgt“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP), PD Dr. Ralf Suhr.

Um zu einem aktuellen Bild von der Wohnsituation pflegebedürftiger Menschen in Deutschland beizutragen, hat das ZQP eine entsprechende bundesweite Studie durchgeführt. Dazu wurden über 1.000 pflegende Angehörige befragt. Laut den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern lebt knapp die Hälfte (46 Prozent) der pflegebedürftigen Personen in Wohnungen mit „einigen“, „vielen“ oder „sehr vielen“ Barrieren. Rund zwei Fünftel (39 Prozent) geben an, eine sichere Nutzung von Bad bzw. WC sei in der Wohnung tendenziell nicht gegeben. Für pflegebedürftige Personen, die nicht im Erdgeschoss wohnen, schätzen 43 Prozent der Befragten das Treppenhaus entsprechend unsicher ein.

Neben dem eigenen Wohnraum hat in diesem Zusammenhang die Gestaltung des Wohnumfelds relevanten Einfluss. Suhr dazu: „Zerfurchte Bürgersteige, hohe Bordsteinkanten, fehlende Ruhebänke oder eine schlechte Anbindung an den ÖPNV – dies sind nur einige negative Beispiele. Hierdurch können die Selbständigkeit, etwa beim Einkauf und beim Arztbesuch, und nicht zuletzt die Sicherheit von pflegebedürftigen Menschen beeinträchtigt oder gar verhindert werden.

Viele Angehörige zeigen in der Studie eine kritische Einschätzung des Wohnumfelds der pflegebedürftigen Person. Über die Hälfte (52 Prozent) aller Befragten sieht Probleme mindestens in Bezug auf drei Faktoren, die für ein gesundheits- und teilhabeförderliches Wohnumfeld für ältere pflegebedürftige Menschen bedeutsam sein können bzw. mit entsprechender wohnortnaher Infrastruktur assoziiert sind. So sagt die Hälfte (50 Prozent), dass die Wohnung oder das Haus der pflegebedürftigen Person nicht gut an Bus oder Bahn angebunden sei. Zwei Fünftel (40 Prozent) geben an, dass die Fußwege im Wohnumfeld für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit nicht gut geeignet seien. Ein gutes Viertel (26 Prozent) ist zudem tendenziell der Ansicht, dass das die Wohnung umgebende Gelände unübersichtlich sei und kein Gefühl der Sicherheit vermittele.

Auch die Nahversorgungssituation im Wohnumfeld der pflegebedürftigen Personen erscheint offenbar teilweise nicht günstig. So schätzen über ein Fünftel (21 Prozent) die „Versorgungsmöglichkeit mit Gütern des täglichen Bedarfs“ vor Ort als „sehr/eher schlecht“ ein. In Bezug auf die Verfügbarkeit von Tagespflegeangeboten sagten dies 29 Prozent, den Zugang zu Facharztpraxen beurteilten 45 Prozent als „sehr/eher schlecht“.

Für Suhr ist das alles in allem besorgniserregend: „Wir müssen davon ausgehen, dass ein erheblicher Teil der älteren pflegebedürftigen Menschen, die noch zuhause leben, durch Barrieren und insgesamt für ihre Bedürfnisse nicht passende Wohnverhältnisse in ihren Möglichkeiten, ein selbstbestimmtes und gesundheitsförderliches Leben zu führen, eingeschränkt werden.“

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